16. Mai 2013

Inter­na­tio­nales Control­ling – Zahlen ohne Grenzen

Auslän­di­sche Toch­ter­ge­sell­schaften deut­scher Unter­nehmen nutzen häufig ein natio­nales Buch­füh­rungs­pro­gramm. Mit DATEV-Lösungen lassen sich Finanz­daten der Nieder­las­sungen problemlos in die Soft­ware der Zentrale impor­tieren.

Autor: Jürgen Rade

Schon Johann Chris­toph Fried­rich Schiller wusste: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ Sicher hat der deut­sche Drama­tiker und Lyriker nicht an die moderne Unter­nehmens­führung gedacht, aber gerade hier kommt seine Erkenntnis regel­mäßig zur Anwen­dung. Erfolg­reiche Firmen inves­tieren stetig in Inno­va­tionen und entwi­ckeln ihr Geschäfts­mo­dell weiter. Das gilt auch für die Hutzel Unter­neh­mens­gruppe, einen Fami­li­en­be­trieb in dritter Gene­ra­tion.

Regeln im Ausland beachten. Firmen­gründer Gustav Hutzel star­tete 1948 in Stutt­gart-Möhringen mit der Produk­tion hoch­wer­tiger Uhren für den regio­nalen Markt. 1965 über­nahm Eber­hard Hutzel die Geschäfts­füh­rung und erkannte das Poten­zial der Auto­mo­bil­in­dus­trie. Er forcierte die Konzen­tra­tion auf Präzi­si­ons­dreh­teile und machte das Unter­nehmen zum Markt­führer für Zünd­kerzen-Entstör­sätze. Mit dem Eintritt seiner Söhne Jochen und Jörg Hutzel wurde die Expan­sion mit neuen Dienst­leis­tungen und Produkten auch für Maschi­nenbau sowie Medi­zin­technik voran­ge­trieben. Heute ist der Zulie­ferer mit 350 Mitar­bei­tern an sechs Stand­orten ein gefragter Partner mit den Kern­kom­pe­tenzen Präzi­si­ons­drehen, Medi­zin­technik sowie Auto­ma­tion.

Mit der Zeit ging Eber­hard Hutzel auch bei der Inter­na­tio­na­li­sie­rung. 2002 wagte er mit der Über­nahme eines tsche­chi­schen Betriebs den ersten Schritt ins Ausland, 2003 grün­dete er dort die Firma Hutz-EL. So kann seine Gruppe kosten­günstig intel­li­gente Dienst­leis­tungen im Bereich Dreh­technik und Einzel­teil­fer­ti­gung anbieten. Der Schritt über die Grenze erfor­derte aber Verän­de­rungen im kauf­män­ni­schen Bereich, da jetzt mit Zahlen aus zwei Ländern gear­beitet werden muss. Die Daten laufen bei Nicole Jahn zusammen. Die Diplom-Betriebs­wirtin ist bei der Hutzel Dreh­Tech GmbH für das zentrale Control­ling der Unter­neh­mens­gruppe zuständig und versorgt das Manage­ment mit entspre­chenden Infor­ma­tionen. Das lokale Buch­füh­rungs­pro­gramm der tsche­chi­schen Firmen­tochter berück­sich­tigt natio­nale Gewohn­heiten und Gesetze. Für konso­li­dierte betriebs­wirt­schaft­liche Auswer­tungen werden die Buch­füh­rungs­daten aller­dings im DATEV Rech­nungs­wesen gebraucht. „Das lief dann lange über das ACCESS-Programm, war aufwendig und fehler­an­fällig durch die händi­sche Erfas­sung“, erin­nert sich Nicole Jahn.

Daten in die Zentrale holen. ‌Also suchte sie mit dem Steuer­berater und einem DATEV-Experten andere Möglich­keiten. „Zunächst waren wir skep­tisch, ob sich Daten, die auch noch nach einem eigenen Konten­rahmen verbucht wurden, so einfach aus einem anderen Buch­füh­rungs­pro­gramm über­tragen lassen würden“, schil­dert Jahn ihre anfäng­li­chen Zweifel. Aber sie blieb opti­mis­tisch und defi­nierte klare Anfor­de­rungen: Die Buchungs­be­stände sollten so über­tragen werden, wie sie verbucht wurden, also nach tsche­chi­scher Gesetz­ge­bung – und zwar auf der Ebene der monat­li­chen Umsätze auf den Konten oder auf der Ebene einzelner Buchungs­vor­gänge. Eine Berech­nung der Mehr­wert­steuer nach der Daten­über­nahme war nicht nötig, weil sie im natio­nalen Buch­füh­rungs­pro­gramm aufge­führt wird. „Grund­lage der auto­ma­ti­schen Daten­über­nahme ist die Konten­über­lei­tungs­datei, in der jedem tsche­chi­schen Konto ein deut­sches zuge­ordnet wird“, so Jahn.

Mutter- und Toch­ter­ge­sell­schaft einigten sich für alle Kosten, auf welches Konto sie zu verbu­chen sind. Wichtig ist, dass beide Seiten wissen und sich daran halten, welche Inhalte ein Konto hat. Für die Büro­miete etwa legten die Deut­schen die Bezeich­nung des Kontos nach SKR03 und SKR04 fest. Die Tsche­chen bezeichnen das Konto nach den natio­nalen Gewohn­heiten. Eine Grund­regel ist die Erhal­tung des grund­sätz­li­chen Charak­ters der Konten. Handelt es sich in der tsche­chi­schen Buch­füh­rung um ein Aufwands­konto, ist es das auch im SKR03 oder SKR04.

„Bei den grund­sätz­li­chen Über­le­gungen dazu half uns natür­lich unser Steuer­berater“, berichtet Nicole Jahn. Bei der Umstel­lung des Systems, von der Defi­ni­tion der Export- und Import­for­mate sowie der Qualität der über­tra­genen Daten bis zur Konver­tie­rung – und auch bei der Schu­lung des Perso­nals –, unter­stützte ein DATEV-Experte. „Danach wurde ergän­zend zur bestehenden Buch­füh­rungs­soft­ware an unserem Standort in Tsche­chien das Programm DATEV-BALANCE instal­liert, das jetzt quasi als Daten­dreh­scheibe fungiert und die Daten für den Import ins DATEV Rech­nungs­wesen hier bei uns vorbe­reitet“, erklärt Jahn. „So können wir Summen und Salden, aber auch Einzel­bu­chungs­sätze einlesen.“

Kosten genauer berechnen. Einge­geben werden die Einzel­bu­chungs­sätze in der tsche­chi­schen Währung, weil sonst aufgrund der Daten­menge zu große Umrech­nungs­dif­fe­renzen entstehen würden. Die Umrech­nung der Daten erfolgt bei der Ausgabe der betriebs­wirt­schaft­li­chen Auswer­tungen. „Entschei­dend ist, dass wir mit den Einzel­bu­chungs­sätzen eine tsche­chi­sche Kosten- und Leis­tungs­rech­nung erstellen können, die die Grund­lage für Kalku­la­tionen bildet“, ist Jahn zufrieden. Beim Einlesen von Summen und Salden werden Daten nach dem vorher einge­ge­benen Wech­sel­kurs von Euro zu Tsche­chi­scher Krone umge­rechnet und lassen sich wie gewohnt in betriebs­wirt­schaft­li­chen Auswer­tungen ausweisen. „So ist die Konso­li­die­rung der verschie­denen Stand­orte problemlos möglich“, freut sich Nicole Jahn, die bereits weiter­denkt. „Durch diese DATEV-Lösung stehen uns in kürzester Zeit alle Buch­füh­rungs­daten exakt zur Verfü­gung und können im Control­ling weiter­ver­ar­beitet werden – daher ist sie auch für unsere neuen Stand­orte in der Türkei und Mexiko inter­es­sant.“

Quelle: TRIALOG, Das Unter­neh­mer­ma­gazin Ihrer Berater und der DATEV, Heraus­geber: DATEV eG, Nürn­berg, Ausgabe 03/2013